Neumann
Was lächelst du mit
halbgeschloß’nem Munde
Mich, Rosenblümchen an? Du
willst mir zeigen
Der süßen Lippen Bild? Doch du
mußt schweigen,
Bringst von den lieben Worten
nimmer Kunde.
Wohl bist auch du mit meinem
Schmerz im Bunde:
Wie sie willst du dein
Köpfchen freundlich neigen,
Flüstern wie sie; doch, ach!
dein freundlich Schweigen
Eröffnet schmerzend mir des
Herzens Wunde.
Seit sie entflohn, die Farben,
Töne, Düfte
In sich vereint, ist mir die
Sonn’ ein Feuer,
Du ein Gewächs, der Himmel
blaue Luft nur.
Ein Grabgeflüster ist das Wehn
der Lüfte,
Die Erde eine weiter
Todtengruft nur;
Grabstein ist der Gebirge alt
Gemäuer.
Neumann
Aus Jugend, Liebreiz,
Schönheit, Sinn, Verstande,
Gefühl des Edlen, hoher Tugend
Willen,
Wollte die Lieb’ ein edles
Bild enthüllen
Und zeigt mir’s in
jungfräulichem Gewande.
Wie konnt’ ich widerstehn so
schönem Bande?
Mit Liebesgluth fühlt’ ich
mein Herz sich füllen;
Doch schwarze Nacht will
plötzlich sie umhüllen,
Und sie entflieht zu niedrern
Lebens Lande.
O wärest du vom Tode mir
entrissen,
Du meine Göttin! Zu des
Himmels Reichen
Säh’ ich dich weinend, doch
getröstet fliegen;
Doch daß mein Busen ganz von
Schmerz zerrissen,
Und keine Qual sei meiner zu
vergleichen,
Bist du zur tiefsten Erd’
hinabgestiegen.