Friedrich Wilhelm                  An eine Rose

Neumann

Was lächelst du mit halbgeschloß’nem Munde

Mich, Rosenblümchen an? Du willst mir zeigen

Der süßen Lippen Bild? Doch du mußt schweigen,

Bringst von den lieben Worten nimmer Kunde.

 

Wohl bist auch du mit meinem Schmerz im Bunde:

Wie sie willst du dein Köpfchen freundlich neigen,

Flüstern wie sie; doch, ach! dein freundlich Schweigen

Eröffnet schmerzend mir des Herzens Wunde.

 

Seit sie entflohn, die Farben, Töne, Düfte

In sich vereint, ist mir die Sonn’ ein Feuer,

Du ein Gewächs, der Himmel blaue Luft nur.

 

Ein Grabgeflüster ist das Wehn der Lüfte,

Die Erde eine weiter Todtengruft nur;

Grabstein ist der Gebirge alt Gemäuer.

 

 

 

 

 

 

Friedrich Wilhelm                  Der Liebe Tod

Neumann

Aus Jugend, Liebreiz, Schönheit, Sinn, Verstande,

Gefühl des Edlen, hoher Tugend Willen,

Wollte die Lieb’ ein edles Bild enthüllen

Und zeigt mir’s in jungfräulichem Gewande.

 

Wie konnt’ ich widerstehn so schönem Bande?

Mit Liebesgluth fühlt’ ich mein Herz sich füllen;

Doch schwarze Nacht will plötzlich sie umhüllen,

Und sie entflieht zu niedrern Lebens Lande.

 

O wärest du vom Tode mir entrissen,

Du meine Göttin! Zu des Himmels Reichen

Säh’ ich dich weinend, doch getröstet fliegen;

 

Doch daß mein Busen ganz von Schmerz zerrissen,

Und keine Qual sei meiner zu vergleichen,

Bist du zur tiefsten Erd’ hinabgestiegen.